Das Soziale System
System (Parsons bis 1951/kultur-anthropologisch, struktur-funktional):
- Komplex von Elementen, die gleichzeitig oder logisch aufeinander
bezogen sind, in einem Sinnzusammenhang (n. Parsons 1937, S. 482). Beispiel: Symphonie: Klänge
sinnvoll nach normativen Vorgaben aufeinander bezogen.
- geordnete Menge von Elementen, Tendenz zur Strukturerhaltung (Parsons,
n. Habermas 95 II, S. 338)
- Struktur wird durch die Funktion erhalten (n. Willke 1991, S. 3-7).
Elemente des sozialen
Systems;
Sinn
System (ab 1951/kybernetisch)
-
Systeme müssen ihren Bestand gegenüber einer überkomplexen
Umwelt sichern. Äquilibration (Gleichgewicht)/Selbsterhaltung.
-
Merkmale von Systemen:
-
Teile sind voneinander abhängig, sind in bestimmten Beziehungen geordnet,
nicht zufällig. Veränderungen eines Teils bewirken Neueinstellung
des Gleichgewichts (Parsons 1951 b, S. 107)
-
Vielzahl von Aktoren, in der Umwelt interagierend und sich gegenseitig
zufriedenstellend. (Parsons 1951, S. 3)
-
Mechanismen:
-
Allokation (Komponenten sind zur Aufrechthaltung des Gleichgewichts nötig)
-
Integration (externe Einflüsse werden vom System aufgefangen, unter
Beibehaltung von Grenzen.)
Systemtheorie:
Handlungs -> Systemtheorie (n. Parsons);
'AGIL-Schema (Systemtheorie n. Parsons); System
(n. Luhmann)
Bedürfnisdispositionen
eines Aktors im Hinblick auf das soziale System
Die beide Aspekte müssen in einer Handlungssituation (action
unit) präsent sein:
-
Befriedigung der Bedürfnisse und deren Kosten (Inhalt
des Austausches (das "Was"); psychische Energie ist an Objekte gebunden
(kathexis), Balance zwischen Befriedigung und Benachteiligung
-
kognitive Orientierung an der Objektwelt (Art des Austausches, das
"Wie"), im Hinblick auf seine Interessen. Diese ist auch als "kognitive
Landkarte" zu verstehen (n. Tolman). Wichtig ist weiterhin die Interpretation,
was die Objekte (bei einer Auswahl) für den Aktor bedeuten; es handelt
sich um einen evaluativen Aspekt.
Außer durch den zeitlichen Aspekt (Prozess) wird die Motivation eines
Handelnden durch seine kognitive, kathektische und evaluative Art seiner
Orientierung geprägt (Parsons 1951a, S. 7).
Basis des Sozialen Systems
Ein soziales System als ein System von Interaktionsprozessen zwischen Aktoren
zu verstehen. Die Struktur deren Beziehungen macht die Struktur des Sozialen
Systems aus. Das soziale
System ist ein Netzwerk solcher gegenseitigen Beziehungen. Bestandteile
des soziales Systems im Detail sind:
-
'action unit': der einsame Akteurs, an einem oder mehreren anderen Akteuren
orientiert, unter den Bedingungen doppelter
Kontingenz
-
Muster der Beziehungen
eines Aktors, das eine Vielzahl einzelner Beziehungen umfasst, bestimmt
durch
-
die Position des Aktors, seinen Status
-
den prozesshaften Aspekt, seine Rolle.
Es handelt sich um ein Status-Rollen-Bündel, das als kleinste Einheit
des Sozialsystems betrachtet werden kann.
-
Der Akteur als soziale Einheit verschiedener Bündel von Status/Rollen.
Weil sich das eine nicht auf das andere System reduzieren lässt, muss
der Akteur in diesem Sinne von seiner Persönlichkeit unterschieden
werden (n. Parsons 1951, S. 26).
Integration
der Handlungssysteme (Brennpunkte)
-
Der Organismus
-
Der Akteur in der Handlungssituation (Persönlichkeit)
-
Das interaktive System (Sozialsystem)
-
Das kulturelle Muster
und die physische Umwelt (Parsons 51, S. 27).
Wert:
ein geteiltes symbolisches System als Standard für Auswahl zwischen
Alternativen
Klassifikation
von Wert-Standards (Interessen/motivational)
-
Kognitiv (Glauben / Wissen; Problemlösung, Kreativität, Anwendung))
-
in Bezug auf geschätzte, psychisch besetzte Objekte (kathektisch/expressiv)
-
Moralisch (ego- oder kollektiv-orientiert)
-
Anpassung (Belohnung)
-
Integrativ (Konfliktlösung)
Pattern-variables
(Dilemmata in der Wert- bzw. Objekt-Orientierung)
-
Bedürfnisbefriedigung jetzt oder später (Disziplin) als Wert:
-
Affektivität -
Neutralität
-
Interesse an Objekten privat oder mit anderen geteilt (kollektiv):
-
Selbst- - Kollektiv-Orientierung
-
Wertstandard:
-
Art des sozialen Objekts: was jmd. tut/was jmd. ist
-
Leistung - Zuschreibung
(askriptiv)
-
wertbezogene Haupt-Interessen:
instrumentell, expressiv (Segregation) vs. moralisch (Fusion)
Rollen können durch Kreuztabellierung dieser Mustervariablen charakterisiert
werden. Z.B. technische Rollen als spezifisch/neutral, Künstler
als diffus/neutral. Zuschauer (kommerziell/nicht kommerziell) als affektiv/spezifisch, universelle Liebe zu Gott als affektiv/diffus (n. Parsons
1951, S. 67-86).
Objekte als
Brennpunkte für Rollenerwartungen
Zuschreibungsmuster (=qualitativ)
-
abgeleitet von den Eigenschaften (Organismus)
-
klassifikatorisch (z.B. Geschlecht) und relational (z.B. Elternrolle)
-
Persönlichkeit (Ego/Alter)
-
klassifikatorisch: Intelligenz, Attraktivität, frühere Leistungen
-
nicht relational (sonst: Soziales System per definitionem)
Leistung (Achievement)
-
Kriterium: aktuelle oder erwartete Leistung
-
Bewertung/doppelte Kontingenz
-
nicht auf den Organismus bezogen, sondern auf den Aktor (individuell oder
kollektiv als Team)
-
immer universell (Zielorientierung, Erfolg)
(n. Parsons 1951, S. 88 ff)
Ursprung der Orientierungs-Alternativen
(Genealogie)
(vgl. Lernen
n. Piaget)
Nach der Geburt: Organische Bedürfnisse / orale Abhängigkeit
(n. Parsons/Bales 1955, S. 170):
-
Ausprägung des Persönlichkeitssystems; Spezifität
/ Diffusität
-
Hineinwachsen in das soziale System; Affektivität vs.Neutralität
-
Abhängigkeit
-
Autonomie
-
Sicherheit
-
Angemessenheit
-
Erfahrung des kulturellen Systems; universell vs. partikularistisch
-
Ernährung
-
Freude
-
Dankbarkeit
-
Konformität
-
Disziplin
-
Kontrolle
-
Sicherheit
-
sich mögen
-
Akzeptanz
-
Angemessenheit
-
Leistung / Ausführung
-
Kooperation
-
Wirkung als Organismus; Leistung vs. Zuschreibung (Qualität)
Orientierung am Wir-Gefühl, gekennzeichnet durch Vertrauen, Solidarität,
Verpflichtung und Sanktionsmöglichkeiten. Formen:
-
expressiv:
Gemeinschaft
-
instrumentell:
Organisation
-
formalisierte Regeln und Organe zur Durchführung kollektiver Aktion:
Assoziation (Verband)
Definition Gesellschaft:.
Sozialsystem, das aus eigenen Ressourcen längerfristig bestehen kann.
Differenzierung
von Gesellschaften: unveränderliche Referenzpunkte.
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