Kollektivbewusstsein

Lebenswelt; Phänomenologie; Rationalisierung als Verdinglichung; Symbolischer Interaktionismus; Kollektive;


Gesellschaft ist ein eigenständiges Wesen, ein Wesen "sui generis"  (n. Durkheim).
Unter Kollektivbewusstsein versteht man das Handeln und Fühlen von Gruppen/von Gesellschaften, nicht das von Einzelnen.
Begründung: Gesellschaft bleibt bestehen, auch wenn ihre Mitglieder ausgetauscht werden. Repräsentiert wird das Kollektivbewusstsein durch die Hinterlassenschaften früherer Generationen, durch Technik, durch Häuser ebenso wie durch die Religion.
Das wesentliche Merkmal der Lebenswelt besteht demgegenüber darin, dass diese nicht bestimmte Inhalte darstellt, sondern die sprachlichen Mittel für eine durch Verständigung erzielte Übereinkunft bereitstellt. Sind als strukturelle Komponenten der Lebenswelt Kultur, Gesellschaft und Persönlichkeit differenziert, und verständigen sich die Aktoren über eigene Interpretationen, verliert die Lebenswelt ihre festlegende Gewalt. Erst durch Verständigung kann die Lebenswelt ihren Charakter als Kollektivbewusstsein verlieren (s. Habermas 1995 II, S. 203). Das kollektive Sein schafft eigene Gesetze. Diese sind nicht aus den Einzelelementen ableitbar (z.B. aus den Elementen H und O lässt sich nicht die Eigenschaft des Wassers ableiten. Wesentlich ist der holistische Charakter als eigenständige Realität, nicht die individuellen Beziehungen der Akteure in ihrem Verflechtungszusammenhang. Die Gruppe denkt,  fühlt, handelt ... und hat dabei ein Kollektivbewusstsein.

Beispiel Nachbarschaft/christliches Umfeld: "Man hängt am Sonntag draußen keine Wäsche zum Trocknen auf", abweichendes Verhalten wird sanktioniert. Spricht man mit den Nachbarn diese Norm als kulturell geprägt an, kann man gegenseitige Akzeptanz erlangen.

Begründung:

Quellen: Esser 1993, S. 403 ff./Habermas 1995 II, S. 203

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