Institutionen

Überblick Institutionen; Anwendung am Beispiel moderner medizinischer Praxis; Organisation

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Def. (n. Parsons 1951, S. 39)
Komplex integrierter Rollen mit strategischer Bedeutung im Sozialsystem. Eine höhere Ordnung als die Rolle, macht die Institution eine Vielzahl gegenseitig abhängiger Rollenmuster und -Komponenten aus.
 

Arten von Institutionen:

Die folgende Auflistung dient der umfassenden strukturellen Beschreibung eines Sozialsystems.
Relationale Institutionen sind zum einen die Handelnden als Objekte (z.B Status), zum anderen deren Orientierung (z.B. Selbst- oder Kollektiv-orientiert). Regulative Institutionen sind ökonomisch orientierte Beziehungen, instrumentell oder expressiv. Des Weiteren sind die kulturellen Institutionen (z.B. Ideologie, Religion) und die relational-regulativen als integrative Strukturen (z.B. Moral, Normen, Verantwortung) zu unterscheiden.

Relationale Institutionen

I. Kategorisierung von Handlungseinheiten in Objektrollen (142)

A. Individuelle Akteure 1. Zuschreibende Qualitätsmerkmale a. Klassifikatorisch b. Relational 2. Merkmale der Leistungsfähigkeit (alle klassifikatorisch) a. Instrumentelle Vorrangigkeit b. Vorrang des Ausdrucks c. Moralische Vorrangstellung B. Kollektive als Akteure (siehe: Kollektiv-Orientierung) 1. Zugeschriebene Qualitäten als Merkmale a. Klassifikatorisch b. Relational 2. Leistungsfähigkeits-Merkmale a. Instrumentelle Vorrangstellung (d.h. eine "produktive" Organisation, eine militärische Einheit)

b. Ausdrucks-Vorrangstellung# (d.h. eine Theatertruppe, gewisse Typen von Werbeagenturen)

c. Vorrangstellung der Moral (d.h. eine Kirche)

II. Klassifikation von Orientierungs-Rollentypen

A. Individuelle Akteure 1. Vorrangstellung "privater" Interessen (Selbstorientierung) a. Instrumentelle Orientierung zu Alter in erster Linie als eine Quelle von

Möglichkeiten, d.h. Erlangung von Rechten an instrumentellen Besitzungen oder Diensten, "vertragsmäßig" oder kooperativ

b. Ausdrucksorientierung zu Alter in erster Linie als eine Quelle von Belohnungen, d.h.

Rechten auf relationale Besitzungen und andere Besitzungen als dafür symbolisch

c. Moral-Orientierung zu Alter in erster Linie in Begriffen "privater Moral", d.h. ihre

bzw. Ego-integrative Standards. Diese können oder können nicht abweichend sein in Beziehung auf institutionalisierte kollektive Moralstandards
(Wenn es sich in all diesen drei Fällen um Institutionalisierung in irgend einer Weise handelt, ist dies eine regulative Institutionalisierung in Begriffen der "Spielregeln", den Bedingungen, zu denen Rechte erworben oder auf sie verzichtet werden als Grenzen der Toleranz.)

2. Vorrangstellung von Kollektiv-Verpflichtungen (Kollektiv-Orientierung). Egos Rolle als Mitglied eines Kollektivs a. Instrumentelle Vorrangstellung der Orientierung mit Leistung instrumenteller

Funktionen, als Verpflichtung für das Kollektiv gebilligt. Orientierung zu Alter im Kollektiv in erster Linie als ein "zusammenarbeitender" Kollege, zu irgendeinem anderen außerhalb, spielt Ego eine repräsentative Rolle. Möglichkeiten sind für das Kollektiv, nicht individualisiert.

b. Vorrang expressiver Orientierung mit Leistung expressiver Funktionen,

gebilligt als Verpflichtung für das Kollektiv. Orientierung auf Alter in dem Kollektiv als "Kameraden", mit dem gegenseitige Gefühle geteilt werden, Orientierung außerhalb des Kollektivs in einer repräsentativen Rolle. Belohnungen sind für das Kollektiv, nicht individualisiert. Im Falle eines Individuums symbolisieren sie Status in und Dienst für das Kollektiv.

(In beiden der obigen zwei Fälle liegt der Schwerpunkt nicht auf den Grenzen der Toleranz privater Interessen, sondern auf der positiven Verpflichtung auf Erfüllen der Mitgliedschafts-Erwartungen. Aber der Brennpunkt ist nicht die Bedeutung des Kollektivs im größeren Sozialsystem, das kommt unter B unten; es ist Egos Orientierung auf das Kollektiv.)

c. Moralische Vorrangstellung. Erwartungen sowohl auf instrumentellen und auf

expressiven Inhalt von Verpflichtungen für das Kollektiv (d.h. meist Verwandtschaftsrollen). Mit klar geschnittener Vorrangstellung in jeder Richtung# würde dieser Typ zu a oder b tendieren. Beide, Belohnungen und Möglichkeiten sind für das Kollektiv und Orientierung auf Alter außerhalb in einer repräsentativen Rolle. Verpflichtung für das Kollektiv ist nicht einfach eine Art von "Pflichterfüllung", sondern der Solidarität im Gefühl.

B. Kollektive en als Akteure 1. Vorrangstellung von "privaten Interessen", z.B. dem besonderen Kollektiv gegenüber dem weiteren Sozialsystem. a. Instrumentelle Orientierung auf andere Akteure, kollektive und individuelle, in erster

Linie als Möglichkeiten (eingeschlossen voraussichtliche Mitglieder als Mitarbeiter an "Diensten") und eingeschlossen Erhöhung der Machtposition de Kollektiva als ein mögliches Ziel.

b. Ausdrucksorientierungen zu anderen Akteuren, kollektiven und individuellen, in

erster Linie als Belohnungen, eingeschlossen alle obigen Erhöhungen des Prestiges des Kollektivs als ein Brennpunkt

c. Moralorientierungen im Hinblick auf andere Akteure, kollektive und individuelle, in

Begriffen ihrer jeweiligen Moralstandards und der Möglichkeit ihres Verlustes von Solidarität mit ihnen, d.h. des Verschmelzens in eine erweitertes Kollektiv.

2. Vorrangstellung kollektiver Verpflichtungen für eine größeres Kollektiv, von der die erste als Teil definiert ist. Vorrangstellung der "Funktionen" des Unter-Kollektivs für das größere Kollektiv. a. Instrumentelle Vorrangstellung der Orientierung, mit instrumentellen Funktionen im Namen des größeren Kollektivs, bestätigt als Verpflichtungen für die letztere, d.h. die Verpflichtungen der Armee zum "Staat", von dem sie eine Organisationseinheit ist.

b. Vorrangstellung der Ausdrucksorientierung mit expressiven Funktionen für das größere Kollektiv, bestätigt als Verpflichtungen, d.h. der Chor als Teil der Organisation der Kirche

c. Moralische Vorrangstellung, entsprechend dem individuellen Fall.

(S. 143-145)
 

Regulative Institutionen

III. Die "Ökonomie" instrumenteller Orientierungen

(Instrumentell orientierte Rollen der Typen, die unter II, A und B entworfen sind, sind freilich zu integrierten Komplexen. Diese sind von drei Typen: 1) "ökologische" Komplexe der Arbeitsteilung ohne Organisation als Kollektive, 2) Kollektive und 3) die instrumentelle Ökonomie des Sozialsystems als ganzes, betrachtet als ein ökologisches System. Die vierte Möglichkeit, das Sozialsystem als ein Ganzes als ein instrumentell orientiertes Kollektiv, erfordert keine spezielle Behandlung, weil es in seiner grundlegenden Struktur dasselbe wie jedes andere Kollektiv darstellt.)

A. Der "instrumentell ökologische Komplex", gesehen mit irgendeinem gegebenen Ego als Bezugspunkt.

1. Egos technische Rolle

2. Strukturierung von Egos "Anordnungs"-Beziehungen

3. Strukturierung von Egos "Entlohnungs"-Beziehungen

4. Strukturierung von Egos Möglichkeits-Vollmachts-Beziehungen

5. Strukturierung von Egos Zusammenarbeitsbeziehungen

(Strukturelle Variierbarkeit erscheint speziell im Hinblick auf die Aufteilung von einer von allen anderen Funktionen, oder die Verschmelzung von einem oder mehreren von ihnen in derselben Rolle. Äußerste Aufteilung: technische Rollen-Verschmelzung extrem#; ohne handwerkliche# Organisation, unabhängige Berufsrolle.)
(Der Inhalt der technischen Rolle oder seiner verschmolzenen Gegenstände wird enorm variieren, und solche Rollen müssen also immer klassifiziert werden durch den Inhalt des "Produktions"-Ziels; sie sind so verschieden, wie Funktionen entweder im Namen von Akteuren oder des Sozialsystems sein können. In den Grenzen der Toleranz kann das Sozialsystem als "saumloses Netz" solcher instrumenteller ökologischer Komplexe gedacht werden, jedes mit einem Ego als einem Bezugszentrum. Gewisse solcher Gruppen von Komplexen können auserwählt werden als "Märkte" oder "Wettbewerbsfelder" usw., d.h. als Einheit einer Sorte.
 

B. Das instrumentell orientierte Unter - Kollektiv oder "Organisation" (II.B.2a) als ein System von
unterschiedlichen instrumentellen Rollen

1. Unterschiedene technische Rollen "beiträge" für den kooperativen Produktionsprozess

2. "Polizeirollen", entscheidung-treffend im Hinblick auf die Zielorientierungen der Organisation,

"etwas herzustellen", Quanitität, Zeitplanung, "Public relations". 3. Verwaltungs- oder "Umsetzungs"-Rollen a. In Organisation internalisiert

Allokativ - Budget, Möglichkeiten etc.;

Überblickend - "sehen, dass die Dinge getan werden" (instrumentelle Autorität)

b. Externalisiert von Organisation

Anordnungsfunktion

Einkommenssicherung und Fähigkeitssicherungs-Funktion

Kooperierendes Einrichten und Einführen von Rollen

(Ausgenommen soweit wie die Kollektive ein Organ oder eine "Agentur" eines eher einschließenden Kollektivs; solche Kollektive bilden Brennpunkte ökologischer Komplexe in Beziehung auf das größere Sozialsystem. Sie handeln im Toleranzbereich der Selbstorientierung für Kollektive, die natürlich vom Typ des Kollektivs her zu unterscheiden sind. Jede einzelne ist ein Bezugspunkt für solch einen Komplex. Es gibt eine ähnliche Unterscheidung des funktionalen Inhalts in Bezug auf das Sozialsystem, und Gruppierungen wie in "Industrien" oder "Institutionen höherer Erziehung". Solche Begriffe können entweder einen Klassenstatus von Handelnden oder einen ökologischen Komplex bezeichnen, oder beides.)
 

C. Die instrumentelle Ökonomie als ein differenziertes und integriertes System

1. Typen von Einheiten und ihrer Verteilung; individuelle Akteure, Organisationen nach Größe,

Zusammenstellung, Rollenbildungstyp etc. 2. Funktionale Inhalts-Unterscheidung von Einheiten. Produktion, Produktverteilung, Einkommensverteilung, Fähigkeitsvorrat, Zusammenarbeit 3. Die instrumentellen Einheiten als ein Machtsystem (Institutionalisierung von Machtbeziehungen und "Wettbewerbsregulation")
(145-147)

Offenbar ist die Angelegenheit unter dieser Überschrift intensiv in der Wirtschafts- und der politischen Wissenschaft behandelt worden. Die gegenwärtig Bemühung ist auf ein einige bekannte Konzepte in diesem Feld in einer Weise begrenzt, die Verbindung zum allgemeinen Rahmen dieses Werks zu ermöglichen. Dies würde der erstrangige Startpunkt für eine Analyse der ökonomischen und politischen Institutionen sein, obwohl im politischen Fall expressive und die integrative Elemente genauso wie die instrumentellen Elemente Aufmerksamkeit benötigen. (147)
 

IV. Die "Ökonomie" von Ausdrucksorientierungen

A. Der "ökologische" Komplex von Ausdrucks-Erwiderungen mit einem gegebenen Ego als

Bezugspunkt.

1. Egos besondere Befriedigung und ausdrucks-symbolische Orientierung an einem besonderen Objekt, oder Klasse von Objekten

2. Strukturierung von Egos "Aufnahmefähigkeits" - Beziehungen

3. Strukturierung von Egos "Reaktions" - Beziehungen

4. Strukturierung von Gelegenheiten

5. Strukturierung von Egos diffusen Zuneigungen und Loyalitäten

(Wie im instrumentellen Fall wird strukturelle Variabilität in Begriffe der Verschmelzung-Aufteilung im Hinblick auf die Elemente dieses Komplexes gefaßt sein. Die Ökonomie "privater" Ausdrucksorientierungen ist ein anderes "saumloses Netz", mit jedem individuellen Ego als ein Bezugspunkt)

(Also wird wieder der "Inhalt" des Ausdrucksinteresses variieren, und es muss also (C unten) eine Klassifikation durch den Inhalt sein.)

B. Das ausdrucksorientierte Unterkollektiv (die Gemeinschaft) (II B 2b) als ein System

differenzierter expressiver Rollen

1. Differenzierte Rollen "beiträgen" zum Kollektiv, unterschiedlich belohnende Mitglieder und das

Kollektiv als Ganzes in verschiedenen Wegen# 2. Expressive Führungsrollen, sich eignende Aufnahmefähigkeit und Entgegenkommen, werden Brennpunkt für Zuneigungen und Loyalitäten

a. Internalisiert-symbolische Brennpunkte der Loyalität

b. Externalisiert-repräsentative Rollen, d.h. als "Propagandist"

(Dies ist grundlegend exakt parallel zum instrumentellen Fall, aber strukturelle Auzsarbeitung geht natürlich nicht so weit, und es ist viel seltener, irgendetwas sich eignendes "reinen" Falles von expressiver Vorrangstellung zu finden#, als von instrumenteller Vorrangstellung)
 

C. Die expressive Ökonomie als ein differenziertes und integriertes System

1. Typen der Einheit, individuelle Akteure, Kollektive nach Größe, Zusammensetzung,

Rollenorientierungs-Typ usw. 2. Funktionelle Inhalts-Differenzierung von Einheiten Verschmelzungen und Aufteilungen, Aufnahmefähigkeit-Entgegenkommen, Liebe, Eignung, Achtungsorientierungen 3. Die Ausdrucksorientierungen als ein Prestigesystem (wenn institutionalisiert, Schichtung des Sozialsystems) (147-148)


Wie festgehalten, ist reine Ausdrucks-Vorrangstellung in den eher sichtbaren Sozialstrukturen relativ selten. Es ist daher ausschlaggebend, die Elemente der expressiven Interaktionsstruktur zu zerlegen. Sie ist sehr auffällig sichtbar in gefühlsmäßig akzentuierten Beziehungem, solchen der Verwandtschaft oder Freundschaft, und gewisser Typen der Solidarität und Leiter-Untergebenen Beziehungen. (148)
 

Kulturelle Institutionen

V. Das kulturelle Orientierungssystem

A. Glaubenssysteme

1. Existentieller Glauben

a. Empirisch-wissenschaftlich und Erfahrungs-Lehre

b. Nicht-empirische Philosophie und Lehre vom Übernatürlichen

c. Spezialisierung von Rollen im Hinblick auf Forschungsinteressen (d.h. Naturwissenschaftler und Philosph)

2. Glauben an Werte a. Ideologien

b. Religiöse Ideen

c. Rollenunterscheidung im Hinblick auf Verantwortlichkeit für Glauben an Werte (Rollen der religiösen und ideologischen "Autoritäten"


B. Systeme expressiver Symbole

1. Symbolsysteme reinen Ausdrucks

a. System des Ausdruck akzeptierter Einstellung

b. Ausdruck ausgericheter Bedürfnisse in der Antwort auf Anspannung

c. Spezialisierung von Rollen im Hinblick auf Symbolismus (d.h. Artist oder Vortragender)

2. Bewertender Symbolismus a. Symbolisierung  kollektiver Solidarität

b. Symbolisierung von Meinungs-Einstellungs-Mustern; religiöser Symbolismus

c. Differenzierung von Rollen im Hinblick auf Symbolisierung von Werten - Führerschaft im moralischen Ausdruck oder Priesterschaft


Um zusätzlich einen Set von Brennpunkten der Kristallisation für kulturelle Institutionen als solche bereitzustellen, lenkt die obige Klassifikation die Aufmerksamkeit außerdem auf die Tatsache, dass Rollen im Hinblick auf die besondere Bedeutung kultureller Probleme anders als jene der Wertorientierung als solche unterschieden werden können, in ihrem allgemeinen Beitrag zur Rollenstruktur. Die Rollen des Wissenschaftlers, des Philosophen, Theologen, Künstlers und Priesters - in diesem Sinne ein "Kultur-Verwalter" sind hierzu zu rechnen. Wie oben vermerkt, wird der ganze Aspekt der Beziehung der kulturellen Muster zum Sozialsystem detaillierter unten behandelt in den Kapitel VIII und IX. (149)
 

Relationale und regulative Institutionen

VI. Integrative Strukturen

Das System der Wertorientierungs-Muster auf dem Sozialbeziehungs-Level in ihrer Bedeutung für die Institutionalisierung des Sozialsystems als ein übergreifendes Kollektiv. A. Institutionalisierung von regulativen Mustern bestimmt und definiert die Grenzen der privaten Sphäre

der Orientierungen für Individuen und Unter-Kollektive. (Die Interessen werden klassifizierbar sein als instrumentell, expressiv und moralisch im Sinne entweder ich-integrativ oder Unter-Kollektivs-integrativ

1. Durch spontane Aktion und informelle Bestätigungen

2. Durch formalisierte Ausführungsmaschinerie

Differenzierung von Rollen im Hinblick auf Durchführungsfunktionen B. Institutionalisierung positiver kollektiver Funktionen, instrumentell oder expressiv

1. Informatorisch

2. Durch Unterscheidung von Führungsrollen und Institutionalisierung ihrer Autorität

a. Orientiert auf interne Koordination von Funktions-Verwaltungsrollen

b. Von außerhalb orientiert auf die Situation der kollektiv-repräsentativen Rollen

(Im Inhalt sollte die obige Klassifikation das gleiche bedeuten wie III. B. und ist daher hier nicht erneut ausgearbeitet. Zu den den Problemen gehören jene des Umfangs, zu dem die Integration kultureller Orientierungen verschmolzen ist mit dem der Wertorientierungen im allgemeinen, d.h., sind "Kirche" und "Staat" die selben Strukturen oder werden sie voneinander unterschieden?)

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